Horst Janssen
1929-1995
Kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts hat sich selbst so oft
im Porträt dargestellt wie Horst Janssen (*14. November 1929 in Hamburg - 31. August 1995 ebenda). Die Gründe für den
Erfolg seiner Selbstbildnisse erklärt Janssen folgendermaßen: "...
weil eine komödiantische Veranlagung mich in den Stand setzt, mir mein
Gesicht nach Bedarf ganz überzeugend mal heiter-jung, mal melancholisch,
mal wild und ein anderes Mal wild-verwüstet-aufgeschwemmt und geradezu
aufregend erscheinen zu lassen. Meine zeichnerische Fertigkeit, das jeweilige
Spiegelbild sehr genau, aber mit der so außerordentlich wichtigen Untertreibung
zu konterfeien, liefert dann den Eindruck der vom Publikum so begehrten Ehrlichkeit."
Neben den Selbstporträts sind die Bildnisse von Frauen von großer
Bedeutung für Janssens Werk.
Horst Janssen wuchs in Oldenburg auf und studierte an der Landeskunstschule
Hamburg.
Eine Ausstellung seiner Werke in Hannover markierte 1965 seinen künstlerischen
Durchbruch und wanderte durch alle großen deutschen Städte; Zahlreiche
Ausstellungen im Ausland schlossen sich an. Bald stand Janssen in kundigen Kreisen entschieden unter Genieverdacht, galt auf jeden Fall aber
als begnadeter Zeichner, Grafiker und Lithograf.
Janssen war Künstler durch und durch. Stets führte er Skizzenblock
und Stift mit sich, unablässig kommentierte er seine Umwelt: die Freunde
(nicht zuletzt: Freundinnen), die Natur, seine umfassende Lektüre - und
in hundertfacher Variation immer wieder sich selbst. Durch seine ihm eigene
Strichführung, die er mit harter Wirkung ausführte, gelang ihm ein
brillanter Ausdruck, gleichviel, ob es um die für ihn so typischen sarkastischen
Kommentare zur Gegenwart oder um eine Liebeserklärung an das gezeichnete
Modell ging.
Im Jahr 1993, zwei Jahre vor seinem Tod, wurde die "epochale Ausnahmeerscheinung"
(Wolfgang Hildesheimer) zum Ehrenbürger der Stadt Oldenburg ernannt. Hier
steht auch seit 2000 das Horst Janssen-Museum, das sich seinem enorm umfangreichen
Werk widmet (das bislang in sieben Bänden vorliegende Werksverzeichnis
reicht gerade bis 1980).