Frida Kahlo: Malerin, Pionierin der Emanzipation, Kultfigur

Frida Kahlo: Malerin, Pionierin der Emanzipation, Kultfigur

17.03.22
Kunsthaus ARTES
Kunstgeschichte Künstler

Frida Kahlo (1907 – 1954) hat es als eine der wenigen Künstlerinnen und Künstler Lateinamerikas geschafft, auf der ganzen Welt zu Anerkennung zu gelangen. Ihr Werk changiert zwischen Surrealismus und realer Welt und dokumentiert zu einem Großteil ihre eigene schillernde Biografie.

Die Tochter eines deutschen Fotografen und einer mexikanischen Malerin hatte lange Zeit mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Gleichzeitig liebte sie das Leben, hatte neben ihrer Ehe mit dem Maler Diego Rivera Affären mit anderen Männern und Frauen, brach des Öfteren gesellschaftliche Tabus, zum Beispiel, wenn sie in der Öffentlichkeit Alkohol trank und rauchte, und präsentierte sich selbstbewusst und emanzipiert.

Frida Kahlo wurde nur 47 Jahre alt, doch sowohl ihr künstlerisches Schaffen als auch ihr unbeugsamer Charakter machten sie zu einer Ikone der lateinamerikanischen Kunst und zu einer Identifikationsfigur für Frauen auf der ganzen Welt. 

Die Malerei als Heilmittel

Die künstlerische Karriere Kahlos stand im unmittelbaren Zusammenhang mit ihrer Krankheitsbiografie. Mit sechs Jahren erkrankte sie an Kinderlähmung, was ein verkürztes Bein zur Folge hatte. Im Alter von 18 Jahren überlebte sie nur knapp einen Verkehrsunfall und war monatelang ans Bett gefesselt. Als Folge des Unfalls konnte sie keine Kinder bekommen, sie musste zudem in den Folgejahren über dreißig Operationen über sich ergehen lassen und hatte ihr Leben lang mit chronischen Schmerzen zu kämpfen.

Doch ihre lange Bettlägerigkeit war letztlich auch dafür ausschlaggebend, dass sie sich mit der Malerei beschäftigte und in ihr auch Ablenkung fand. Um liegend malen zu können, ließ sie sich eine spezielle Staffelei konstruieren, die über ihrem Bett hing. Die Malerei war für Frida Kahlo wie eine Flucht aus der Realität. Hier fand sie Trost, konnte ihr Leid verarbeiten und ihre Schmerzen vergessen: „Ich bin nicht gestorben und außerdem habe ich auch einen Grund zum Leben: Die Malerei.“

Kahlos Stil und Motive: Surreale Welten und immer wieder Selbstporträts

Frida Kahlos Biografie hatte direkten Einfluss auf die Wahl ihrer Motive. In vielen ihrer Gemälde verarbeitete sie sowohl ihre Krankheitsgeschichte als auch ihre Ehe mit dem Maler Diego Rivera, aber auch gesellschaftliche und politische Themen beschäftigten sie. In über einem Drittel ihrer Werke machte sie sich selbst zum Bildgegenstand: „Ich male Selbstporträts, weil ich so oft allein und die Person bin, die ich am besten kenne.“

Weitere Sujets waren Stillleben, Straßenszenen, Tiere sowie fantastische und surreale Momente, in denen sie immer auch typische Elemente ihrer mexikanischen Heimat und Kultur aufgriff. Nach einer Fehlgeburt im Jahr 1932 reflektierte Kahlo in ihren Gemälden auch gesellschaftliche Tabuthemen wie die Entbindung oder den Verlust eines Kindes. In ihrer Darstellungsweise orientierte sie sich an den realen Formen der Gegenstände, doch sie übersteigerte ihre Szenen meist ins Phantastische und ließ sie in skurrilen Bildkompositionen enden. Zur Beschreibung ihres Stils werden meist die Neue Sachlichkeit, Dadaismus und vor allem der Surrealismus herangezogen. Zu Letzterem bestehen ohne Zweifel die meisten Parallelen, doch Kahlo hatte sich immer geweigert, sich dieses Etikett anheften zu lassen. Vielmehr verachtete sie den Surrealismus: „Man hielt mich für eine Surrealistin. Das ist falsch. Ich malte niemals Träume. Was ich abbildete, war meine Wirklichkeit.“ 

Frida Kahlo in den Museen der Welt – damals und heute

Zu Kahlos Lebzeiten berücksichtigten die Museen der Welt ihr Œuvre zunächst nur sehr zögerlich. Erste größere Aufmerksamkeit in Europa erlangte sie 1938, als ihre Gemälde in Paris ausgestellt wurden. In den kommenden Jahren folgten Beteiligungen an Gruppenausstellungen weltweit, unter anderem in Mexico City, New York und San Francisco.

Ihre erste große Einzelausstellung in ihrer Heimat Mexiko wurde allerdings erst im Jahr 1953 ausgerichtet. Zu weitaus größerer Anerkennung sollte Frida Kahlos Werk rund drei Jahrzehnte nach ihrem Tod gelangen. Beginnend mit einer Ausstellung in der Whitechapel-Gallery in London 1982 wuchs das Interesse an ihren Arbeiten. Heute fasziniert das Leben der mexikanischen Ikone das Publikum auf der ganzen Welt. Zwar sind Ausstellungen nur schwer zu organisieren, da ihr Ehemann Diego Rivera verfügt hatte, dass ein Großteil ihres nur 144 Ölgemälde umfassenden Werkes Mexiko nicht verlassen dürfe.

Dennoch finden regelmäßig auf allen Kontinenten Ausstellungen zu Werken und zur Biografie von Frida Kahlo statt, zum Beispiel im Portland Art Museum (2022), in der Baseler Fondation Beyeler (2022), in der Schirn Frankfurt (2020), im Denver Art Museum (2021) und im London’s Victoria and Albert Museum (2018).

Postum Popstar: Ein gefeierter Star in Hollywood und in Auktionshäusern

Frida Kahlo ist heute in der Kulturszene präsenter als je zuvor. Neben den zahlreichen Ausstellungen wird ihre Biografie verschiedentlich in der Popkultur aufgegriffen. Sie wird als Vorreiterin der feministischen Bewegung und als Identifikationsfigur der mexikanischen Kultur gefeiert. Mittlerweile hat sich ein veritabler Merchandising-Markt um ihre Person entwickelt. Ihr Konterfei musste unter anderem für eine Barbie-Puppe sowie ein Emoji herhalten

2002 wurde ihre Lebensgeschichte mit Salma Hayek in der Hauptrolle von Hollywood verfilmt. Und auch in den Erlösen auf Auktionen spiegelt sich ihre weltweite Popularität wider. Eines ihrer Selbstporträts wurde 2021 bei einer Auktion in New York für rund 35 Millionen Dollar versteigert. Damit gilt es als das teuerste Kunstwerk aus Lateinamerika.