Max Liebermann und der impressionistische Blick auf Landschaft und Natur

Max Liebermann und der impressionistische Blick auf Landschaft und Natur

| Kunsthaus ARTES
17.03.2025

Max Liebermann gehört zu den prägenden Künstlern des deutschen Impressionismus. Früh in seiner Karriere setzt er sich mit dem Realismus auseinander, sichtbar in Werken wie "Die Gänserupferinnen" (1872) oder "Freistunde im Amsterdamer Waisenhaus" (1876/77), in denen er das einfache Leben mit nüchterner Beobachtungsgabe einfängt. Später wendet er sich verstärkt dem Impressionismus zu; seine Malweise wird freier, die Lichtführung bestimmender.

Die Arbeit "Landschaft mit weidenden Kühen" aus dem Jahr 1908 steht exemplarisch für diese Entwicklung: ein Naturbild, das sich nicht durch akribische Details, sondern durch Atmosphäre und Farbklang definiert. Liebermann widmet sich hier einer ländlichen Szene, die Ruhe und Natürlichkeit ausstrahlt.

Max Liebermann: "Landschaft mit weidenden Kühen" (1908)

Grasende Kühe verteilen sich über eine weite Wiese, mal stehend, mal liegend, eingebettet in eine Landschaft, die sich in sanften Farbübergängen erstreckt. Keine dramatische Inszenierung, kein Pathos - der Künstler beobachtet und hält fest, was er sieht: eine alltägliche Szenerie, die gerade durch ihre Unaufgeregtheit besticht.

Pastellkreiden ermöglichen Liebermann eine lockere, fast skizzenhafte Arbeitsweise. Er setzt Farben in vibrierenden Strichen nebeneinander, überlagert sie, lässt Licht und Schatten in ein flirrendes Spiel eintreten. Die Wiese leuchtet in verschiedenen Grüntönen, durchbrochen von erdigen Akzenten. Der Himmel bleibt leicht, fast transparent, durchzogen von flüchtigen Blau- und Weißnuancen.

Nichts wirkt starr oder abgeschlossen. Alles bleibt in Bewegung, man taucht ein in die Atmosphäre eines bestimmten Moments, der gleich wieder vergehen könnte.

 

Tradition vereint mit impressionistischem Blick

Max Liebermann steht in der Tradition der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, die ihn sein Leben lang begleitet. Gleichzeitig bleibt er Impressionist: Er interessiert sich für Licht, für das Wechselspiel der Farben, für die Atmosphäre eines flüchtigen Augenblicks. Statt präziser Konturen setzt er auf Andeutungen, auf das Zusammenspiel von Lichtreflexen und Schattenzonen. Die Natur wird nicht festgelegt, sondern offengehalten – ein Raum für Wahrnehmung und Bewegung.

"Landschaft mit weidenden Kühen" zeigt Liebermann auf dem Höhepunkt seiner impressionistischen Phase. Er verdichtet den Moment in Farbe und Licht, ohne ihn zu fixieren. So bleibt das Bild ein Ausschnitt, ein Blick auf eine Szene, die sich mit jedem Moment verändern könnte.

 

Die Schönheit des Alltäglichen: Genremalerei

Max Liebermann fand seine Motive in Gärten, Parks und in bürgerlichen Vergnügungsstätten.Thema seiner Kunst ist das einfache Leben, das in seinen elementaren Bewegungen und Formen eingefangen wird. Die Passantinnen und Passanten in seinen Bildern sind meist nur vage angedeutet, erscheinen nicht als einzelne Porträts, sondern als flüchtige Momentaufnahmen eines geschäftigen Alltags.

Er reiht soich damit ein in dei Tradition der Genresmalerei. Diese zeigt Situationen und Szenen des täglichen Lebens. Zu den Themen gehören Interieurs, Feste, Tavernen- oder Bauernszenen, Märkte und andere Straßenszenen.

Entdecken Sie bezaubernde Beispiele der → Genremalerei: 

Weitere Genrebilder

 

"Dorfstraße mit Passanten" - Ein Zeugnis des Liebermannschen Blicks auf die Welt

Max Liebermanns Zeichnung "Dorfstraße mit Passanten" zeigt einen solchen Moment des alltäglichen Lebens, der hier zugleich die Spannung zwischen Tradition und Moderne reflektiert. Die Komposition ist schlicht und doch von einer lebendigen Dynamik geprägt: Eine ländliche Straße zieht den Blick in die Tiefe; sie ist flankiert von Häusern, deren architektonische Details in präzise, aber lockere Striche gefasst sind.

 

Max Liebermann: "Dorfstraße mit Passanten" (um 1905)

"Dorfstraße mit Passanten" ist ein hervorragendes Beispiel für Liebermanns Fähigkeit, den Fluss des Lebens in schlichten, aber eindrucksvollen Momenten festzuhalten. Die Zeichnung steht dabei im Einklang mit dem Künstlerwunsch, die "Schönheit des Gewöhnlichen" zu erfassen und eine neue Sichtweise auf die Welt des bürgerlichen Lebens zu eröffnen.

Seit 1897 war Liebermann Professer der Königlichen Akademie und Jurymitglied der Akademieausstellungen. 1899 gründete er die Berliner Secession und machte sie zur wichtigsten deutschen Kunstinstitution. 1920 wurde Liebermann Präsident der Preußischen Akademie und 1932 ihr Ehrenpräsident.

Porträt des Künstlers Max Liebermann
Max Liebermann (1847-1935)