Paula Modersohn-Becker: Visionärin der modernen Malerei

Paula Modersohn-Becker: Visionärin der modernen Malerei

26.10.21
Kunsthaus ARTES
Künstler

Paula Modersohn-Becker gilt heute als eine der wichtigsten Künstlerinnen der Klassischen Moderne. Ihre Karriere als Malerin dauerte kaum acht Jahre, dennoch schuf sie in dieser Zeit mit über 750 Gemälden und mehr als 1000 Zeichnungen ein beeindruckendes Werk. Sie zählte zu den wenigen Künstlerinnen, denen es Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt gelang, gegen gesellschaftliche und institutionelle Widerstände eine professionelle künstlerische Ausbildung zu erhalten.

 

Ein Leben für die Kunst 

Ihre Eltern glaubten nicht, dass ihre Tochter von der Malerei leben könnte und drängten sie zu einer Ausbildung als Lehrerin. Auf eigene Faust ließ sie sich künstlerisch ausbilden. Da Frauen zu dieser Zeit noch von den Kunstakademien ausgeschlossen waren, nahm sie privaten Mal- und Zeichenunterricht in London, Paris, Bremen und Berlin. 1898 zog sie in die legendäre Künstlerkommune in Worpswede, wo sie ihren späteren Ehemann Otto Modersohn kennenlernte. Einen Knick bekam ihre Karriere, als sie 1899 gemeinsam mit anderen Künstlern in der Bremer Kunsthalle ausstellte. In der Weser-Zeitung erschien ein derber Verriss, in dem ihre Gemälde und Zeichnungen unter anderem als „grober Unfug“ bezeichnet wurden. Diese Kritik traf Modersohn-Becker so hart, so dass sie ihre Arbeiten aus der Ausstellung nahm. Trotz dieses Rückschlags malte sie weiter und bildete sich auch weiterhin fort. An einer Ausstellung wollte sie aber erst wieder nach einer gründlichen Vorbereitung teilnehmen.

Leider kam es dazu nicht mehr. Im Jahr 1907 starb sie kurz nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde. Trotz vieler Schwierigkeiten im Leben blieb Modersohn-Beckers Wille, ein Leben als Malerin zu führen, ungebrochen. Überhaupt spricht aus ihren zahlreichen erhaltenen Briefen ein stets großer Optimismus. „Mein Leben soll ein Fest sein“ wird sie oftmals zitiert. 

 

Paula Modersohn-Becker – Einzigartig in Stil und Motivwahl 

Die große Lebensleistung und hohe Qualität der Malerei von Modersohn-Becker gilt heutzutage als unbestritten, doch bei der stilistischen Einordnung ihrer Werke tun sich Kunsthistoriker immer noch schwer. Die einen betrachten sie als eine Pionierin des Expressionismus, andere wollen in ihr eine Spätimpressionistin sehen. Sogar Parallelen zu Picasso und Matisse werden im Zusammenhang mit ihrem Namen gezogen. Diese Meinungsvielfalt unterstreicht eigentlich nur, wie einzigartig ihr künstlerisches Schaffen war. Jenseits aller Schubladen verfolgte sie ihre eigene Idee von der Malerei, die vor allem von einer Reduzierung der Motive auf die wesentlichen Merkmale gekennzeichnet war. Sie ließ ihren Pinsel unmittelbar von ihrem Empfinden führen und arbeitete sehr direkt die Akzente ihrer Motive heraus. 

Mutig und unkonventionell war sie auch bei der Wahl ihrer Bildthemen. Sie schuf zwar auch Landschaften und Stillleben, ihr großes Interesse aber galt vor allem den Menschen und ihren verschiedenen Typen, Gesichtern und Körpern. Viele ihrer Gemälde zeigen Arme und Alte sowie Kinder und Mütter. Bei der Darstellung all ihrer Charaktere war ihr immer die Authentizität weitaus wichtiger als überholte Schönheitsideale. Ihr größter Tabubruch bestand aber sicherlich in ihrer Aktmalerei. Sowohl männliche und weibliche Modelle als auch sich selbst malte sie unbekleidet – beides war an der Wende zum 20. Jahrhundert noch undenkbar. Rückblickend machte sie damit erste große Schritte in Richtung der Gleichberechtigung und Hinterfragung der Geschlechterrollen in der bildenden Kunst. 

 

Postum große Anerkennung ihres Lebenswerks 

Zu Lebzeiten konnte Paula Modersohn-Becker lediglich drei ihrer Werke verkaufen. Doch bereits wenige Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1907 wuchs das Interesse an ihrer Arbeit und es wurden große Ausstellungen mit ihren Werken organisiert. 1927 wurde ihr als erster Malerin überhaupt die Ehre zuteil, dass ihr mit dem Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen ein Kunsthaus gewidmet wurde. Außerdem hat sich eine 1978 ins Leben gerufene Stiftung zum Ziel gesetzt, ihr Lebenswerk zu bewahren und zu erschließen. Als Meilensteine der modernen Kunst gehören Modersohn-Beckers Gemälde und Zeichnungen bis heute weltweit zum Ausstellungsprogramm vieler Museen, außerdem sind sie auf Auktionen sehr gefragt und werden bis in den hohen sechsstelligen Eurobereich gehandelt.

Modersohn-Beckers Arbeiten sind heute in vielen nationalen Sammlungen vertreten, zum Beispiel im Städel Museum, Frankfurt, im Albertinum Dresden, in der Pinakothek der Moderne, München oder der Hamburger Kunsthalle. Aber auch internationale Institutionen wie das Museum of Modern Art, New York, das Metropolitan Museum of Art, New York, das British Museum, London oder das Kunstmuseum Basel führen ihre Werke.  


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