Reinhold Würth: Ein Interview mit dem Unternehmer und Kunstsammler

Reinhold Würth: Ein Interview mit dem Unternehmer und Kunstsammler

27.05.21
Kunsthaus ARTES
Interviews

Mit Schrauben baute er im Nachkriegsdeutschland ein inzwischen weltweit operierendes Unternehmen auf, das heute mit mehr als 10 eigenen Kunstmuseen auch für sein kulturelles Engagement bekannt ist.

ARTES: Prof. Dr. h. c mult. Reinhold Würth, wann und wie wurde Ihre Leidenschaft für Kunst geweckt?

Würth: Nun, ich komme aus einer der Kunst gegenüber sehr aufgeschlossenen Familie. Ich erinnere mich beispielsweise sehr gern an frühe Reisen mit meiner Familie nach Wien, wo wir die Hofburg oder Schloss Schönbrunn besichtigten. Aber auch die Musik wurde bei uns in Form von Hausmusik gepflegt.

ARTES: Als das erste Kunstwerk Ihrer inzwischen mehr als 16.000 Werke umfassenden Sammlung gilt ein Aquarell von Emil Nolde, das Sie in den 1960er-Jahren erwarben. Was hat Sie damals zu dem Kauf bewogen und in welchem Museum kann man es sich heute ansehen?

Würth: Das Aquarell trägt den Titel “Wolkenspiegelung in der Marsch”. Es ist 1935 entstanden, das Jahr, in dem auch ich zur Welt gekommen bin – ein schöner Zufall. Seither hat mich die Sammelleidenschaft nicht mehr losgelassen. Unsere Kollektion zeigen wir europaweit in 15 eigenen Museen und Kunstkabinetten. Immer wieder aber ist die Sammlung Würth auch zu Gast in anderen Häusern. Im Herbst beispielsweise eröffnen wir unter dem Titel “Von Hockney bis Holbein. Die Sammlung Würth in Berlin” eine große Schau im Martin-Gropius-Bau. Dort wird auch Noldes Wolkenspiegelung präsentiert.

ARTES: Die “Zeit” verglich Ihren Einfluss auf das kulturelle und wissenschaftliche Leben in Baden-Württemberg einmal mit dem der Medici im Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts. Wann und warum reifte bei Ihnen der Gedanke, die Öffentlichkeit an Ihrer Sammlung teilhaben zu lassen und mehrere Museen zu eröffnen?

Würth: Ich bin ein neugieriger Mensch und habe großes Interesse an dem, was um mich herum geschieht, was geschehen ist und was geschehen wird – nicht nur im Bereich der Kunst. Ich würde mich aber nicht mit den Mäzenen der italienischen Renaissance vergleichen wollen, ich verstehe mein Engagement nicht als mäzenatisch. Pragmatisch und nüchtern betrachtet macht die Kunstförderung viel Sinn. In meinem Fall wurden durch die Kunstförderung und die Kunstaktivitäten meines Unternehmens der Name Würth enorm transportiert. Würth hat über die Kunstaktivitäten verständlich gemacht, dass wir uns auch mit den schönen Seiten des Lebens intensiv beschäftigen. Die Mitarbeiter fühlen sich in diesem Szenario sehr wohl.  Als Sammler beeinflusse ich nur peripher die Arbeit eines Künstlers, wenn ich beispielsweise einen Auftrag erteile.

ARTES: Besuchen Sie auch Ausstellungen anderer Museen? Wenn ja, welches Museum oder welche Ausstellung haben Sie sich zuletzt angeschaut?

Ich freue mich immer auf einen nächsten Museumsbesuch. In jüngster Zeit war ich im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart und verschiedenen Museen in Norwegen.

ARTES: Mit welcher Kunst umgeben Sie sich privat? Gibt es einen Künstler, den Sie aktuell ganz besonders schätzen? Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Neuzugänge Ihrer Sammlung aus?

Würth:Es wäre unfair, hier den einen oder anderen Künstler zu nennen, nachdem unter den 16.000 Kunstwerken viele große Namen der Kunstgeschichte vertreten sind. Neuerwerbungen werden mit dem hochkarätig besetzten Kunstbeirat beschlossen, wobei natürlich auch die Frage der eventuellen Wertsteigerung des jeweiligen Objekts eine Rolle spielt.

ARTES: Worauf achten Sie beim Kunstkauf?

Würth: Zunächst muss das Kunstwerk mir gefallen, zum anderen muss das Werk in den Kontext der Sammlung passen.

ARTES: Was raten Sie jungen Sammlern?

Würth: Halten Sie Ihre Sammelleidenschaft in Grenzen und kaufen Sie nie irgendwelche Kunstgegenstände auf Kredit.