Was beim Sammeln von Grafiken zu beachten ist

Ein Gespräch mit der Kunstwissenschaftlerin Rebekka Maiwald über das Sammeln von Grafiken, was dabei zu beachten ist und woran sich hochwertige Grafiken wirklich erkennen lassen.

ARTES: Grafik, also drucktechnisch vervielfältigte Zeichnungen, eignen sich gut für den Einstieg in das Sammeln von Kunst. Warum?

Maiwald: Im Gegensatz zu Malerei gilt Grafik als leise Kunstgattung. Auch kleinformatige oder in schwarz-weiß gehaltene Arbeiten, die dem Betrachter ein genaueres Hinschauen abverlangen, können künstlerisch kostbar und in Zukunft ein Vermögen wert sein.

Experten sehen im Grafikmarkt ein starkes Wachstumspotential. Mit Begeisterung für die Sache und ein bisschen Muße lassen sich Entdeckungen machen, die meist noch erschwinglich sind. Es müssen auch keine großen Namen sein. Die Qualität eines Künstlers zeigt sich in seinem Werk.

Erkennen Sie  Originale und prüfen Sie sorgfältig den Erhaltungszustand

Was sind Originalgrafiken und woran erkenne ich sie?

Grafiken sind Auflagenwerke. Im Druckverfahren werden mehrere sich gleichende Exemplare hergestellt, alle sind Originale.

Die Echtheit eines Werkes bestimmen und Originale von Reproduktionen abgrenzen zu können, ist nicht immer ganz leicht. Gewöhnlich gelten alle limitierten Abzüge einer Auflage als Original. Der Künstler hat die Druckplatten idealerweise selbst bearbeitet und die Abzüge persönlich oder gemeinsam mit einem Drucker erstellt.

Die meisten Grafiken sind nummeriert, nicht immer sind sie signiert. Einige Drucke, maximal zehn Prozent der Auflage, werden mit „E.A.“ oder „Epreuve d’artiste“ gekennzeichnet. Dies sind so genannte Künstlerdrucke, die außerhalb der verkauften Auflage vorweg für den Künstler selbst gedruckt werden.

Experten sagen immer wieder, dass man Kunst aus dem Bauch heraus kaufen soll. Das gilt für die Wahl des Künstlers und des Motivs. Doch woran erkenne ich im Fall von Grafik, ob ein Blatt wirklich hochwertig ist?

Entscheidend ist der Erhaltungszustand: Finden sich Oberflächenschäden wie Kratzer oder Schabstellen auf dem Blatt? Ist das Papier gebräunt, verblichen oder weist es Stockflecken auf? Ist es falsch restauriert, ergänzt oder kaschiert?

Falls ein Blatt einen Sammlerstempel oder einen archivarischen Nachweis besitzt, zeugt das nicht nur von seiner Geschichte, sondern kommt mitunter einer Expertise gleich. Von 100 Blatt einer Auflage kann eines im Vergleich zu einem anderen mehr als das Dreifache kosten, wenn es etwa in einem bemerkenswert guten Zustand ist. Vergleichen Sie das mit Oldtimern, Uhren, Büchern, Möbeln und anderen Dingen, die über viele Jahrzehnte bewahrt werden. Jedes Material altert. Nur Weniges bleibt kaum verändert. Und dann auch nur, weil es außergewöhnlich gut gepflegt und gehegt wird. In das Sortiment des Kunsthauses Artes schaffen es nur Blätter in einem hervorragenden Zustand.

Grafiken aufbewahren und präsentieren

Was müssen Sammler bei der Aufbewahrung und Präsentation ihrer Grafik-Blätter beachten?

Um Grafiken angemessen zu präsentieren, benötigt man keine Wände musealen Ausmaßes. Grafik und andere Arbeiten auf Papier sollten jedoch nicht unbegrenzt dem Tageslicht ausgesetzt werden.

Geschmackvoll gerahmt und richtig gehängt zeugen sie nicht nur von der Leidenschaft für Kunst, sondern auch von der Auseinandersetzung mit ihr und einer damit einhergehenden Kennerschaft.

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