Porträts - Ein Blick in den Spiegel der Seele
Gesichter gelten von jeher als Spiegel der Seele. Oft genügt ein einziger Blick, um sich von dem Charakter seines Gegenüber einen Eindruck zu verschaffen. Es verwundert daher nicht, dass das menschliche Porträt für Künstler aller Zeiten die Königsdisziplin ihres Schaffens darstellte.
Der lateinische Ursprung des Wortes Porträt – pro-trahere, zu deutsch also hervorziehen oder ans Licht bringen – verweist darauf, dass ein solches Werk mehr bereithält als nur die optische Ähnlichkeit des Porträtierten mit seinem Abbild. In einem gelungenen Porträt vermag der Künstler vielmehr die inneren Eigenschaften und Gefühlsregungen der abgebildeten Person artikulieren. Diese subtile Menschlichkeit, derer es keine Worte bedarf, vermag es daher auch, so verschiedene Bilder wie das eines weltlichen Potentaten mit dem der Muttergottes zu verbinden.
Doch auch die Künstler selbst verewigten sich im Bildlichen. Aus der Vielzahl der Selbstporträts von Künstlern aller Stilrichtungen kann man die Suche nach dem eigenen Ich herauslesen. Ihre Gesichter schauen amüsiert oder frivol, bisweilen auch ernst, bedächtig oder streng in die Augen des Betrachters.
Die unterschiedlichen Stimmungen, die über ein solches menschliches Abbild kommuniziert werden, stecken uns daher – unabhängig von unserer Herkunft – unweigerlich an. Ein Gesichtsausdruck, ein Blick, eine Geste sind jeder für sich universell verständliche Kodizes. Sie vermitteln eine Geisteshaltung und damit auch individuelle Anschauungen in Bezug etwa auf Schönheit, Reichtum, Geschmack, Rebellion oder andere Eigenschaften der Dargestellten.