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45 Jahre Kunsthaus Artes – 45 Jahre Kunstgeschichte



1978

Das Kunsthaus ARTES steigt in den Versandhandel ein

In den 1970er-Jahren bestellte man aus dem Katalog normalerweise Waschmaschinen, Fernseher oder Bekleidung – aber auch hochwertige Kunstwerke? Kein Problem: Ab 1978 brachte das Kunsthaus ARTES die Galerie in das Wohnzimmer von Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhabern.

Damit eröffnete das Kunsthaus ARTES vielen neuen Käuferschichten den Zugang zur Kunstwelt. Im Editorial des ersten Katalogs hieß es: "Die Kunst unserer Welt dem bewußt und intensiv lebenden Menschen nahezubringen, hat sich ARTES zur Aufgabe gemacht. (…)."

Der erste Katalog erschien damals noch in einem sehr kleinen Format von 16,5 x 23,5 cm und wies bescheidene 79 Seiten auf (zum Vergleich: Heutige ARTES-Kataloge haben etwa 170 Seiten). Vom Cover des Katalogs grüßte die rot-leuchtende Lithografie "Carmen" von Marc Chagall (für 28.800 Deutsche Mark). 

Der Aufschlag für die folgenden erfolgreichen 45 Jahre von ARTES war gemacht!

 


1979

Große Joseph-Beuys-Retrospektive im Guggenheim in New York

Ende der 1970er-Jahre stand Joseph Beuys an der Spitze der internationalen Kunstszene. 1979 führte die Ikone der Aktionskunst und Installation erstmals die jährlich in der Zeitschrift "Capital" veröffentlichte Weltrangliste der 100 bedeutendsten Gegenwartskünstler an und verwies damit Robert Rauschenberg und Andy Warhol auf die Plätze. Museen weltweit rissen sich um ihn, doch gerade international machte sich Beuys sehr rar. Zwei Jahre soll Thomas M. Messer, damaliger Direktor des Solomon R. Guggenheim Museum in New York, Beuys hinterhergelaufen sein, bis dieser endlich zusagte.

Vom 2. November 1979 bis zum 2. Januar 1980 würdigte das Guggenheim schließlich die Lebensleistung Beuys’ mit einer monumentalen Retrospektive. Der Publikumsandrang bei der Eröffnung war enorm, wovon sich sogar Messer höchst überrascht zeigte: "So was gab es noch nicht."

Zahlreiche Werke aus dem druckgrafischen Werk sowie Zeichnungen von Joseph Beuys durfte ARTES bereits vermitteln: Mehr von Joseph Beuys

 


1980

Die Ausstellung "Die Neuen Wilden" – ganz ohne "Neue Wilde"

Mit ihrer expressiven, emotionalen und dabei auch provokanten und bisweilen ironischen Ausdrucksform läuteten die "Neuen Wilden" Ende der 1970er-Jahre eine neue Ära in der bundesdeutschen Kunstszene ein.

Die Ausstellung "Les Nouveaux Fauves – Die Neuen Wilden", 1980 in der Aachener Neuen Galerie – Sammlung Ludwig (dem späteren Ludwig Forum Aachen), spielte dabei eine wichtige Rolle – obwohl keiner der Künstlerinnen und Künstler, die heutzutage als typische "Neue Wilde" bezeichnet werden, dort gezeigt wurde. Vielmehr waren in der Ausstellung bereits bekannte deutsche Künstler wie Markus Lüpertz und Georg Baselitz sowie einige US-Amerikaner und Franzosen vertreten.

Die Bezeichnung „Neue Wilde“ wurde später auf diejenigen Künstlerinnen und Künstler angewandt, die heute als die "Neuen Wilden" bekannt sind. Dazu zählen Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Elvira Bach, Salomé, Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil und Bernd Zimmer.

Mit seiner Ausstellung 2021 bei ARTES Berlin kam Bernd Zimmer zurück zu seiner Anfangsstation seines Künstlerlebens: Bernd Zimmer bei ARTES Berlin 

 


1981

Vor 100 Jahren wurde Picasso geboren 

1981 jährte sich der Geburtstag des genialen Malers, Grafikers und Bildhauers Pablo Picasso zum hundertsten Mal.

Er schuf zahlreiche Arbeiten wie "Mädchen mit Taube" (1901) oder "Guernica" (1937), die zu Ikonen des 20. Jahrhunderts wurden. Auch auf der Liste der teuersten Gemälde ist der Künstler vertreten: Sein Gemälde "Les Femmes d'Alger" (1955) steht mit einem Verkaufspreis von rund 180 Millionen US-Dollar auf Platz drei.

Sein wichtigstes Verdienst aber war die Entwicklung des Kubismus. Damit legte Picasso zugleich den Grundstein für viele weitere avantgardistische Stile des 20. Jahrhunderts.

Zahlreiche Museen weltweit nahmen seinen 100. Geburtstag zum Anlass für umfangreiche Einzelausstellungen, zum Beispiel das Städel Museum in Frankfurt, die National Gallery of Art in Washington, D. C., die Staatsgalerie Stuttgart, das Musée Picasso Paris und das Kunstmuseum Basel.

Der Werkkosmos von Picasso umfasst mehr als 50.000 Werke. Eine Vielzahl davon durfte ARTES in den letzten Jahren vermitteln: Pablo Picasso bei ARTES


1982

"Zeitgeist"-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau

Der Berliner Gropius Bau ist heute als renommiertes Ausstellungshaus weltweit bekannt. Im Jahr 1982 hingegen war er von dem Glanz heutiger Tage noch weit entfernt. Vor dem Haupteingang verlief damals direkt die Berliner Mauer. Außerdem waren zu jenem Zeitpunkt noch größere Umbaumaßnahmen im Gange, sodass das gesamte Gebäude noch eine große Baustelle war.

In diesem etwas unwirtlichen Rahmen kuratierten Christos M. Joachimides und Norman Rosenthal im Auftrag des Neuen Berliner Kunstvereins unter dem Titel "Zeitgeist" eine Ausstellung mit 45 Künstlerinnen und Künstlern.

Die Schau war eine künstlerische Bestandsaufnahme der beginnenden 1980er-Jahre. Hier war alles vertreten, was national und international Rang und Namen hatte, zum Beispiel Georg Baselitz, Joseph Beuys, James Lee Byars, David Salle, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Markus Lüpertz, A. R. Penck, Sigmar Polke und Andy Warhol.

 


1983

"Style Wars" - über die Wurzeln der Street Art

Im New York der 1970er-Jahre entwickelte sich mit Hip-Hop eine Subkultur aus Rap, DJing, Breakdance und Graffiti.

In der damaligen Undergroundszene wurde der Grundstein dafür gelegt, was heute als Street Art und Urban Art bekannt ist. Die Ästhetik des Graffiti und die rebellische Attitüde wurden bald auch von einigen bildenden Künstlern übernommen, zum Beispiel von Keith Haring oder Jean-Michel Basquiat.

Der 1983 erschienene Film "Style Wars" dokumentiert diese – auch kunsthistorisch wichtige – Phase in New York: Die Filmemacher Tony Silver und Henry Chalfant begleiteten verschiedene Protagonisten der Hip-Hop-Szene und legten dabei einen besonderen Fokus auf einige Graffitikünstler.

Damit lieferten sie einen authentischen Einblick in eine Kultur, aus der später mit Street Art und Urban Art wichtige Märkte der bildenden Kunst entstehen sollten. 


1984

Erstmalige Vergabe des "Turner Prize"

Im Jahr 1984 wurde zum ersten Mal der "Turner Prize" vergeben – eine der heute renommiertesten Auszeichnungen im Bereich zeitgenössische Kunst. Benannt ist der Preis nach William Turner, dem berühmten britischen Maler der Romantik. 

Die Auszeichnung richtet sich bis heute an Künstlerinnen und Künstler, die vorwiegend in Großbritannien arbeiten oder dort geboren sind. Eine jährlich wechselnde Jury stellt eine Shortlist aus derzeit vier Nominierten zusammen.

Der erste Platz ist mit 25.000 Britischen Pfund dotiert, die Plätze zwei bis vier erhalten jeweils 5.000 Pfund. Erster Gewinner des "Turner Prize" 1984 war der Maler Malcolm Morley.

Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern in den Folgejahren gehörten unter anderem Gilbert & George, Tony Cragg, Damien Hirst, Wolfgang Tillmans, Tomma Abts, Elizabeth Price und Helen Marten.

Die Verleihung findet zumeist in der renommierten Tate Britain in London statt. 



1985

Andy Warhol wird seiner Perücke beraubt

Bei einer Signierstunde am 30. Oktober 1985 in einer New Yorker Buchhandlung riss eine Frau Andy Warhol dessen Perücke vom Kopf und warf sie einem Mann zu, der damit aus dem Laden rannte.

Für die Pop Art-Ikone war damit nach eigener Aussage "der schlimmste Albtraum Wirklichkeit geworden". Schmerzliche Erinnerungen wurden wach an das Attentat im Jahr 1968, bei dem drei Mal auf Warhol geschossen worden war und er bereits als klinisch tot galt.

Für Warhol aber mutmaßlich ebenso schlimm war die Tatsache, dass durch den Perückendiebstahl seine Selbstinszenierung und sein Image ins Wanken geraten waren: Die stets von ihm verwendeten Perücken und Sonnenbrillen dienten nicht nur der Verkleidung und dem Selbstschutz, sondern wurden zugleich zu seinem Markenzeichen. Warhol inszenierte sich als Gesamtkunstwerk.


1986

Die Schirn Kunsthalle wird eröffnet

Im Jahr 1986 eröffnete in Frankfurt am Main ein Museum, das heute aus der Kunstszene Europas nicht mehr wegzudenken ist: die Schirn Kunsthalle.

Mit der Schirn sollte sich die Mainmetropole, die bereits über das Städel Museum und das Liebieghaus verfügte, endgültig als Hotspot für die bildende Kunst etablieren. Anfänglich war der auffällige, lang gezogene Bau des Museums allerdings nicht unumstritten und wurde als "Kegelbahn", "Rammbock" und "Betonriese" verspottet. Mit dem Erfolg des Hauses verstummten aber die kritischen Stimmen mehr und mehr.

Hochkarätige Ausstellungen zu Kunst-Topstars wie Jeff Koons, Yoko Ono, Jonathan Meese, Edvard Munch, Bruce Nauman oder Daniel Richter machten die Schirn zu einer der wichtigsten Kunstinstitutionen Europas.


1987

Vor 100 Jahren wurde Marc Chagall geboren


"Ich mag zwar nicht seine fliegenden Bauern und Kühe, aber als Farbkünstler ist er einzigartig." Aus dem Mund keines Geringeren als Pablo Picasso darf dieser Kommentar durchaus als ein Ausdruck größter Wertschätzung verstanden werden.

Tatsächlich gilt Marc Chagall in seiner virtuosen Farbwahl und -komposition als unerreicht. Der Künstler vermochte es, in seinen spielerisch wirkenden Werken eine ganz eigene Atmosphäre zu erzeugen, mit der er die Betrachtenden in traumhafte Universen entführte. 

Zu seinen schöpferischen Highlights gehören die Glasfenster in der Kathedrale von Reims, Decken- und Wandmalereien für die Opernhäuser in Paris und New York, Mosaiken in der Knesset in Jerusalem sowie Glasfenster für die Pfarrkirche St. Stephan in Mainz.

Marc Chagall schmückte den Titel des ersten ARTES Katalogs. Seitdem hat der Künstler das Programm von ARTES stetig begleitet: Werke von Marc Chagall bei ARTES 


1988

Tony Cragg erhält den "Turner Prize"

Zweifelsohne bietet Tony Cragg derzeit mit seinem skulpturalen Werk eine künstlerische Position, die ihresgleichen sucht. Dies belegen auch die teils schwindelerregenden Auktionsergebnisse und die stetige Wertsteigerung seiner Arbeiten.

Bereits im Jahr 1988 verlieh ihm die Jury den renommierten "Turner Prize". Doch damit nicht genug der Highlights für Cragg in jenem Jahr: Er wurde außerdem zum Professor an der Kunstakademie Düsseldorf ernannt und durfte Großbritannien bei der 43. Biennale di Venezia vertreten.

In seiner Karriere folgten noch zahlreiche weitere Höhepunkte, unter anderem die Auszeichnung mit dem "Praemium Imperiale" sowie mit dem Bundesverdienstkreuz, die Aufnahme in die Royal Academy in London, außerdem die Berufung zum "Commander of the British Empire" und in die Berliner Akademie der Künste. Außerdem eröffnete Tony Cragg 2008 den "Skulpturenpark Waldfrieden", einen großen Skulpturengarten in Wuppertal.


1989

New York demontiert eine Skulptur von Richard Serra

Eine Skulptur im öffentlichen Raum des renommierten Bildhauers Richard Serra abreißen? Das käme wohl kaum einer Metropole auf der Welt in den Sinn – New York allerdings schon.

Serra hatte im Auftrag der "General Services Administration" eine rund 37 Meter lange und 4 Meter hohe Stahlskulptur mit dem Titel "Tilted Arc" für den Federal Plaza in Manhattan entworfen, die 1981 aufgestellt wurde.

Doch schon bald regte sich lauter Protest. Die Kritikerinnen und Kritiker sahen die Funktionalität und Schönheit des Ortes zerstört. Es folgten öffentliche Anhörungen und Gerichtsverfahren, letztlich konnten sich die Gegner durchsetzen. So wurde die Skulptur 1989 wieder abgebaut.

Das Werk soll sich heute in einem Lagerhaus in Brooklyn befinden – und angeblich erlaube Richard Serra eine Wiedererrichtung ausschließlich am ursprünglichen Platz. 

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